Fonds "Herbstzeit" - gegen Altersarmut bei Frauen

Insbesondere der Eintritt ins Rentenalter bedeutet für viele Menschen einen großen finanziellen Einschnitt. In Deutschland sind es insbesondere Frauen, die durch Kindererziehung und Familienzeiten keine ausreichenden eigenen Rentenansprüche erworben haben und daher im Alter von Armut bedroht sind.  

Der Verein Freunde von Zonta International e.V. Hamm/ Unna hat den Fonds "Herbstzeit" initiiert, um aktuell von Altersarmut betroffene Frauen eine gezielte, individuelle, finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Zur Organisation und Abwicklung des Projektes stellt die Caritas Hamm ihre Infrastruktur und ihr Fachwissen im Projekt "gemeinsam statt einsam" zur Verfügung.

Interview:  Petra Schleicher-Marschner über "Herbstzeit"

"Ein Stück mehr soziale Teilhabe"

Der Eintritt ins Rentenalter bedeutet für viele Menschen einen großen finanziellen Einschnitt. Besonders Frauen sind in Deutschland bedroht, da ihre Rente meistens nicht ausreichend ist. Mit dem Projekt "Herbstzeit" wollen der Verein Zonta und die Caritas Hamm gemeinsam Seniorinnen mit Armutsgefährdung unterstützen. Im Gespräch mit WA Mitarbeiterin Judith Kiene erklärt Petra Schleicher-Marschner von der Caritas, die 2016 das Projekt gestartet hatte, wie "Herbstzeit" Frauen helfen kann.

Warum sind gerade Frauen im Alter armutsgefährdet?

Schleicher-Marschner: "Herbstzeit" unterstützt ältere Frauen, die von Altersarmut betroffen und die unverschuldet in Not geraten sind. Frauen dieser Generation haben häufig nicht gearbeitet und bekommen nach dem Tod des Mannes nur anteilig die Rente. Weitere Ursachen sind psychische Erkrankungen oder wenn der Ehepartner selbstständig war und nicht in die Rentenkasse eingezahlt hat. Den normalen Lebensunterhalt können sie mit großer Sparsamkeit bestreiten. Problematisch wird es, wenn zum Beispiel Ersatzbeschaffungen getätigt werden müssen, wie eine neue Waschmaschine oder ein neuer Herd, oder wenn aufgrund nachlassender Mobilität ein Taxi oder Busfahrkarten bezahlt werden müssen.

Wie genau werden Frauen durch dieses Projekt unterstützt?

Schleicher-Marschner: Betroffene Frauen nehmen häufig aus Scham keine Hilfe an. Durch unsere aufsuchende Arbeit oder in der Sozialberatung werden wir auf sie aufmerksam und erfahren den Unterstützungsbedarf. Unsere Mitarbeiterinnen können je Einzelfall bis zu 200 Euro einsetzen. Beträge, die darüber hinaus gehen, werden vom Zonta-Club individuell bewilligt. In der Vergangenheit haben wir zum Beispiel das medizinisch erforderliche Einschläfern einer Katze, die Monatskarte für den Bus, die Befreiungsgebühr bei chronischer Erkrankung, eine Brille und natürlich auch Möbel, Bekleidung oder kleine Renovierungsmaßnahmen bezahlt. Die Unterstützung ist deshalb wichtig, weil die Frauen von keiner anderen Stelle Hilfe bekommen. Das Projekt ermöglicht ein Stück mehr soziale Teilhabe, was allein schon für das Selbstwertgefühl wichtig ist.

Gibt es noch weitere Pläne für eine Zusammenarbeit im Bereich der Frauen?

Schleicher-Marschner: Aktuell nicht, aber weitere gemeinsame Aktivitäten sind natürlich denkbar. Wir sind im regelmäßigen Austausch, um die Hilfen immer weiter zu verbessern.