Die Ergebnisse aus den Werkstattbereichen sind an etlichen Orten in Hamm zu besichtigen. Zum Beispiel haben die Jugendlichen der Holzwerkstatt die Schilder für das Arboretum im Hammer Norden angefertigt.
Doch diese Besonderheit als außerschulischer Bildungsort ist aktuell in der Coronakrise auch ein Problem, denn die Bestimmungen für die Regelschulen sind nicht auf die Jugendwerkstatt anwendbar.
Inzwischen ist dort der Unterricht mit vielen Einschränkungen wieder angelaufen. Doch noch völlig ungewiss ist, wo und wann die 35 angemeldeten Schüler ihre Abschlussprüfung ablegen können. Und vor allem, ob das noch rechtzeitig geschieht, um in Anschlussmaßnahmen wie Ausbildung, Berufskolleg, Freiwilliges Soziales Jahr, Langzeitpraktikum oder Formen der Ausbildungsvorbereitung zu kommen. "In manchen Maßnahmen ist der Abschluss zwingend vorgesehen. Im Juni muss das stehen", sagt Marco Schmelzer, Leiter der Caritas Jugendwerkstatt. "Wir haben die Befürchtung, dass das aus den Augen verloren geht und dass die Schüler am Ende keinen Abschluss bekommen, bis das Schuljahr vorbei ist."
Die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass die Jugendwerkstatt erfolgreich ist. Die meisten schafften bisher ihren Schulabschluss oder hatten Zukunftsperspektiven, wenn sie die Einrichtung verließen.
Das aktualisierte Coronaschutzgesetz habe dazu geführt, dass seit Montag, 4. Mai, der Unterricht wiederaufgenommen werden konnte, berichtet Schmelzer. Das sei natürlich unter Auflagen wie der Maskenpflicht, mit dem erforderlichen Abstand, gründlicher Desinfektion geschehen. Nur die Werkbereiche könne man noch nicht betreiben. "Wir führen eine Kernbeschulung durch und haben uns bei den Zeiten der Albert-Schweitzer-Schule, unserer Kooperationsschule, angepasst", sagt er.
"Wir splitten die Gruppe und beschulen sie abwechselnd, um zu gewährleisten, dass weniger Jugendliche hier sind. Insgesamt sind es 39, mit denen, die Deutsch als Fremdsprache haben. Sie werden in Gruppen eingeteilt und dann auf unterschiedliche Unterrichtsräume aufgeteilt, sodass es lediglich drei bis vier Schüler pro Raum sind. Es ist weniger Zeit zum Beschulen, dafür aber ist es viel intensiver", schildert Schmelzer. Die Reaktion von Eltern und Jugendlichen sei große Erleichterung gewesen.
Auch in den Wochen während der Schließung ruhte der Unterricht nicht. "Wir haben ganz klassisch analog Lernpakete verschickt. Für die Schüler und Eltern waren Musterlösungen beigelegt, teilweise auch in der Muttersprache. Außerdem haben wir regelmäßig mit den Schülern und Eltern telefoniert. Die Post in Hamm ist schnell und es hat alles sehr gut funktioniert", so Schmelzer. Ergänzend habe es das Lernmaterial für Interessierte auch per E-Mail gegeben sowie Links auf Youtube und Mediatheken. Doch digitaler Unterricht sei nicht möglich gewesen. "Die meisten haben ein Smartphone und können online gehen. Doch ihnen fehlt ein Laptop mit einem vernünftigen System, das dafür notwendig wäre. Und vielen fehlen auch die Anwenderkenntnisse", so Schmelzer.
Ursula Kissel, Sprecherin der Bezirksregierung Arnsberg, versichert auf Anfrage: "Die Schüler der außerschulischen Bildungseinrichtungen sind nicht vergessen. Auf jeden Fall ist gewährleistet, dass sie ihre Abschlussprüfungen bis Ende des Schuljahres ablegen können." Allerdings konnte sie auch noch keinen Termin und keinen Ort nennen. Das sei zurzeit noch in Abstimmung mit dem Schulministerium. Sie macht aber Hoffnung, dass es schon bald Informationen dazu geben werde.
Alle, die dazu angemeldet seien, erhielten eine schriftliche Einladung. Auch die Leiter der Bildungsträger würden informiert, sagt sie.
Außerschulische Bildungseinrichtungen
Außerschulische Bildungseinrichtungen sind Lernorte, die nicht zum Regelschulsystem gehören. Allgemein werden dort Angebote in Bereichen wie Sport, Kreativität/Künste, Kultur oder Politik gemacht. Einrichtungen wie die Jugendwerkstatt bereiten aber auch auf Schulabschlüsse vor. Die Abschlussprüfungen werden dann zentral in Form von Externenprüfungen abgenommen. Nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg gibt es im Regierungsbezirk Arnsberg insgesamt 22 solcher außerschulischer Bildungsträger, zum Teil mit mehreren Standorten. Hinzu kommen noch zwei private Ergänzungsschulen.Zur Externenprüfung sind in diesem Schuljahr 315 Schüler für den Hauptschulabschluss und 76 Schüler für den Realschulabschluss und die Fachoberschulreife (FOS) angemeldet.