Alajji kam Ende 2015 aus Syrien nach Hamm. In ihrer Heimatstadt Latakia am Mittelmeer unterrichtete sie französisch und hatte zusätzlich eine Büroarbeit. Alajji hatte französische Literatur studiert, doch ihre Abschlüsse werden in Deutschland nicht anerkannt. Durch das Projekt "MoveMENT" schöpft sie jetzt neue Hoffnung auf eine berufliche Perspektive.
Bei "MoveMENT" bündeln sich verschiedene Kräfte in Hamm: Das Projekt wurde auf Initiative des Caritas Fachdienstes für Integration und Migration mit der örtlichen Fachhochschule SRH Hamm und dem Kommunalen Jobcenter Hamm (KJC) entwickelt.
In dem Projekt werden zehn Frauen mit Fluchthintergrund, die sich im SGB-II Leistungsbezug befinden, mit Studentinnen der Sozialen Arbeit der SRH zusammengebracht. Die Studentinnen übernehmen dabei die Rolle als Mentorinnen und unterstützen je eine Frau mit Fluchthintergrund individuell bei der beruflichen und sozialen Integration. Gecoacht werden die Tandems von der Caritas, formal angebunden sind sie am "Integration Point" des Jobcenters. Kostenträger ist das KJC. Der erste Projektzeitraum, der sich über zwei Semester erstreckt, endet am 31. März.
Die Studentinnen erwerben dabei Praxisanteile für ihr Studium und werden durch das Projektpersonal des Caritasverbandes fachlich angeleitet und auf ihre Rolle als Sozialarbeiterinnen vorbereitet. Ziel ist es, den geflüchteten Frauen eine Perspektive für ihren weiteren Lebensweg in Deutschland zu eröffnen.
"Was tue ich, wenn es nicht mehr weiter geht? Vor allem in diesem Moment stehen die Mentorinnen den Frauen zur Seite", sagt Imke Friedrich, Leitung Fachdienst für Integration und Migration beim Caritasverband Hamm.Sophie Richter (23) studiert in Präsenz im 5. Semester Soziale Arbeit an der SRH. Seit dem 16. März 2020 begleitet sie Mayada Alajji durch ihren deutschen Lebensalltag. Die Zeit wird ihr als Praktikum anerkannt. Am Ende erhält sie ein Zertifikat, das ihr später einen leichteren Berufseinstieg ermöglicht.
Inzwischen ist zwischen den beiden Frauen ein echtes Vertrauensverhältnis entstanden. Längst bestimmen nicht mehr nur Organisation und Verwaltung ihre Gespräche. Alajji hat viel aus ihrer Heimat berichtet und umgekehrt manches über Hamm erfahren.
Sofern es Corona und die Schutzvorschriften zugelassen haben, haben die zehn Tandems Veranstaltungen wie das Herbstleuchten besucht oder an einer Stadtrallye teilgenommen.
Bei allen gesellschaftlichen Themen bleibt für Alajji und Richter allerdings eines im Fokus: "Ich möchte arbeiten", sagt die 47-Jährige, und das am liebsten in ihrem ursprünglichen Berufsfeld. Momentan ist sie ehrenamtlich stundenweise in einem Hammer Sozialkaufhaus beschäftigt. Gemeinsam streben Richter und Alajji nun einen Platz im Programm "Lehrkräfte plus" der Bertelsmann Stiftung und des Landes NRW und die Anerkennung der Zeugnisse an. Das stark nachgefragte einjährige Programm, das an fünf Standorten angeboten wird, richtet sich an Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte und bietet ihnen eine Perspektive, wieder im Schuldienst zu arbeiten.
Mayada Alajji hofft, dass sie angenommen wird. Aber nicht nur dann ist "MoveMENT" ein gelungenes Integrationsprojekt. (WA Frank Osiewacz)