Ob in KiTas, Schulen, Bildungseinrichtungen, Altenheimen, Kinder- und Jugendgruppen oder bei Stadtteilfesten: Die Menschen haben aufgeschrieben, was ihnen wichtig ist - direkt aus ihrem Alltag. Am Freitag wurden diese Wünsche erstmals öffentlich vorgestellt und im Stadtteilzentrum Hamm symbolisch an Vertreter*innen der Kommunalpolitik übergeben.
Sie hörten hin, sammelten Stimmen und brachten sie auf den Punkt: Die katholischen Träger aus Hamm übergaben am Freitag gemeinsam mit sozialen Einrichtungen über 1.000 „Herzenswünsche“ aus dem Alltag der Menschen an die Kommunalpolitik – ein starkes Signal für gelebte Demokratie und Mitgestaltung. (Fotos: Boente, DiCV Caritas Münster)Bönte, DiCV Caritas Münster
Was dabei im Raum stand, war weit mehr als Papier - es war ein lebendiges Echo dessen, was die Menschen in Hamm bewegt: der Wunsch nach mehr Sichtbarkeit, nach Orten, die verbinden, und nach Strukturen, die mitdenken. Es ist der Wunsch nach einer Stadt, die den Alltag ihrer Bürger*innen versteht und sie ernst nimmt.
Eine erste Bilanz - fünf Themen im Mittelpunkt
Die Auswertung von über 1.000 Herzenswünschen zeigt: Die Menschen in Hamm wissen sehr genau, was ihren Alltag erleichtern und ihr Lebensumfeld verbessern würde. Besonders häufig genannt wurden Anliegen aus fünf Themenfeldern: Mobilität, Freizeit, Sicherheit, Verwaltung und Wohnen. Rund 40 Prozent der Rückmeldungen betreffen die Bereiche Mobilität und Freizeit. Viele Menschen wünschen sich sichere Schulwege, bessere Busverbindungen und mehr Radwege - barrierefrei und alltagstauglich. Ebenso oft wurde der Wunsch geäußert, dass Freizeitangebote auch in den Stadtteilen gestärkt werden, nicht nur im Zentrum. Es geht um lebendige Orte, die Begegnung und Teilhabe ermöglichen - für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen gleichermaßen.
Weitere häufige Themen waren der Wunsch nach mehr Sauberkeit und guter Beleuchtung im öffentlichen Raum, nach einer erreichbaren und verständlichen Verwaltung sowie nach bezahlbarem Wohnraum in grünen, inklusiven Quartieren. Auch gesellschaftliche Spannungen spiegeln sich in den Wünschen wider: So kamen vereinzelt Anliegen auf, die sich mit dem Thema Sozialneid beschäftigen - etwa die Sorge um eine gerechte Verteilung von Ressourcen. Gleichzeitig zeigte sich die Offenheit vieler Menschen, Vielfalt zu leben und Integration als Chance für die Stadt zu begreifen - auch heikle Themen rund um Migration wurden dabei sensibel angesprochen.
"Diese Herzenswünsche sind weit mehr als eine Liste von Anliegen - sie sind Ausdruck der Lebensrealität, Hoffnung und Verbundenheit der Menschen in Hamm", erklärt Elmar Marx, Vorstand der Caritas Hamm. "Sie geben uns konkrete Hinweise, wie eine soziale Stadtentwicklung aussehen kann - nah an den Menschen, mit Blick auf das Gemeinwohl."
Sie waren nah dran: Die Akteur*innen aus den sozialen Einrichtungen, die mit den Menschen ins Gespräch gingen und ihre „Herzenswünsche“ aufschrieben, berichteten von bewegenden Begegnungen – direkt aus dem Leben, mitten aus Hamm.Michael Bönte, DiCV Münster
Demokratie, die verbindet
Die Aktion "Herzenswünsche" ist Teil der landesweiten Demokratiekampagne "Mensch NRW! Lebe Freiheit.". Ihr Ziel: Demokratie dort stärken, wo Menschen leben und arbeiten - im Alltag, nicht nur in Wahllokalen. Die Wunschkarten machen das greifbar. Sie schaffen niedrigschwellige Räume, in denen Menschen ihre Stimme erheben können - ohne Hürden, ganz konkret. Dominique Hopfenzitz, Vorstand des Diözesancaritasverbands Münster und Initiator der NRW-weiten Demokratiekampagne, betonte: "Demokratie lebt vom Zuhören - und davon, dass Menschen die Erfahrung machen: Meine Meinung zählt. Die Herzenswünsche sind ein wertvoller Kompass für Politik, die nah bei den Menschen bleibt."
Zuhören als Haltung - die Botschaften laden zum Dialog ein
Die gesammelten Rückmeldungen wurden strukturiert und mit vielen Beispielen für die Kommunalwahl kandidierenden Parteien übergeben. Der Einladung zur Veranstaltung folgten Vertreter*innen der demokratischen Ratsparteien CDU, SPD, BSW, Die Linke und FDP - sie zeigten sich offen für den weiteren Austausch. Viele Wünsche sind dabei nicht einfach aufgeschrieben worden - sie entstanden im Gespräch: in Kitas, Altenheimen, Stadtteilzentren. Mitarbeitende hörten zu, fragten nach, gaben Raum. So wurden die Anliegen der Menschen konkret, greifbar - und politisch anschlussfähig.
Stefanie Peitzmeier, Referentin CSR/Nachhaltigkeit bei den Malteser Werken, sieht darin großes Potenzial: "Diese Karten spiegeln echte Teilhabe. Sie erzählen vom Zuhören, vom Nachfragen, vom gemeinsamen Nachdenken. Jetzt gilt es, in den Stadtteilen weiter im Gespräch zu bleiben - und gemeinsam Lösungen zu entwickeln."
Die Aktion geht weiter - Hamm bleibt im Gespräch
Die über 1.000 Wünsche sind erst der Anfang. Rund 5.000 Karten sind bislang im Umlauf - viele davon noch auf dem Weg durch Einrichtungen, Gruppen und Stadtteilaktionen. Die Aktion wird fortgesetzt und stetig erweitert. In 100 Tagen, nach der Kommunalwahl, planen die katholischen Träger ein weiteres Treffen mit den politischen Vertreter*innen: Dann wird geschaut, was sich bewegt hat. Welche Themen wurden aufgegriffen? Was ist in Umsetzung? Denn die Idee bleibt: Eine Stadt, die zuhört, wächst - gemeinsam, vielfältig, demokratisch.