Anschließend schauten sich die Akteure noch einige mit dem gleichnamigen Gütesiegel zertifizierten Geschäfte an. Arbeitskreis-Initiatorin und Caritas-Stadtteilarbeiterin Beate Lütkenhaus gewann viele positive Eindrücke - und empfand doch auch eine kleine Enttäuschung.
Ortstermin: Der Arbeitskreis „Heessen für alle“ ließ sich die Planungen der Stadt für die Neugestaltung des Marktplatzes erklären – im Hinblick auf Barrierefreiheit.WA Girkens
Die bestand darin, dass nur wenige Bürger den Termin wahrnahmen. Allerdings: Viele Funktionsträger von Heessener Werbegemeinschaft bis Heimatverein nahmen an der Begehung teil. Deren Ergebnis wiederum kann sich sehen lassen.
Ein endgültiger Zeitplan für die Umgestaltung des Heessener Marktes bestehe noch nicht, sagten die Mitarbeiter des städtischen Tiefbau- und Grünflächenamtes. Inhaltlich aber hatten sie viel zu berichten. So würden zwar Parkplätze auf dem Markt gestrichen, aber dafür neue hinter dem sanierten Amtshaus eingerichtet. Überdies seien die neuen Parkplätze breiter. Für die Barrierefreiheit wichtig: Vor den Arztpraxen wird es eine Zufahrt geben, die Menschen mit Behinderungen nutzen können - sie haben dann weniger Schritte bis zum Eingang.
Diese Zufahrt wird etwa zwischen dem Café und der Häuserreihe am Markt eingerichtet. Ansonsten wird dieser Teil des Platzes parkplatzfrei, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Apropos Café: Die Stufe, die das Café jetzt teilweise noch umgibt, fällt bei der Umgestaltung weg - wieder ein Punkt für mehr Barrierearmut. Das gilt auch für den Umbau der Bushaltestellen - "niveaugleich" ist hier das Stichwort.
Ganz wichtig: Für Menschen mit Sehbehinderungen wird rund um den Heessener Markt ein Leitsystem eingerichtet, wie man es aus anderen Teilen der Stadt kennt. Auch eine neue Beleuchtung des Platzes soll für bessere Sicht sorgen. Schließlich: Die Bänke, die aufgestellt werden, haben Armlehnen und eine höhere Sitzfläche - das sorgt dafür, dass die älteren Heessener leichter aufstehen können.
Bedenken gab es auch. Die vorgesehene helle Pflasterung der Fußgängerbereiche könnte bei hellem Sonnenschein blenden, hieß es aus der Runde. Dagegen gesetzt wurde von den städtischen Mitarbeitern, dass die helle Farbe aber einen freundlichen Effekt habe.
In den vergangenen Monaten hat der Arbeitskreis "Heessen für alle" unter der Leitung von Lütkenhaus und Barbara Sander, der Vorsitzenden der Heessener Werbegemeinschaft, eine Reihe von Geschäften mit einem Gütesiegel zertifiziert. Die Gruppe nutzte die Gelegenheit, sich ein paar der Geschäfte genauer anzuschauen.
So ist der Waschraum des Reisebüros von Barbara Sander barrierefrei erreichbar - die Toilette kann nicht nur von Kunden, sondern auch von Passanten genutzt werden. Der Kleiderladen der Caritas hat eine Rampe beschafft, die bei Bedarf die Treppenstufen überbrückt. Das Friseurgeschäft von Detlef Weltermann wiederum bietet ein "Vorwärtswaschbecken" an, weil sich manche Kunden wegen schmerzender Halswirbel nicht nach hinten beugen können. Und: Das Unternehmen bietet auch Hausbesuche an. Evelyn Bieker schließlich berichtete von ihrem Unternehmen, der Seniorenbetreuung "Freiraum", das ebenfalls komplett barrierefrei ist.
Caritas-Stadtteilmitarbeiterin Lütkenhaus zog eine positive Bilanz. "Bei dem Rundgang haben wir gut gesehen, dass sich mehr und mehr ein Bewusstsein für den Bedarf von Menschen mit Behinderungen entwickelt", sagt sie, "und bei der Umgestaltung des Marktplatzes bin ich dankbar, dass die Stadt die Barrierefreiheit im Blick hat." (WA Michael Girkens)
Der Arbeitskreis
Der Arbeitskreis "Heessen für alle" bemüht sich für mehr Barrierearmut im Bezirk. Geleitet wird er von Beate Lütkenhaus, Mitarbeiterin im Caritas-Stadtteilbüro, und Barbara Sander, Vorsitzende der Heessener Werbegemeinschaft. Der Arbeitskreis hat ein Gütesiegel aus der Taufe gehoben, dass Geschäftsleute und Institutionen auszeichnet, die sich um mehr Barrierefreiheit bemühen. Der Arbeitskreis ist im Stadtteilbüro unter Telefon 944006 zu erreichen.