Das Projekt richtet sich vornehmlich an benachteiligte Jugendliche, die aufgrund ihrer multiplen Problemlagen und Vermittlungshemmnisse davon bedroht sind, im digitalen Wandel noch weiter abgehängt zu werden. "Wir wollen den digitalen Wandel aktiv mitgestalten und dabei verhindern, dass benachteiligte Menschen nicht noch mehr abgehängt, sondern vielmehr zur gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe befähigt werden", begründet Caritas-Vorstand Elmar Marx das Engagement seines Verbandes im Projekt, das nach einer erfolgreichen Pilotphase im letzten Schuljahr für 2017/18 erneut aufgelegt wurde.
Bild: Erol Oztürk (von links), Prof. Dr. Gregor Hohenberg, Benjamin Simeoni, Marie-Luise Hoberg, Harle Gencer, Elmar Marx und Thea Dieninghoff präsentieren ihr Projekt. (WA Wiemer)
Digitalisierung sei bei "App in die Zukunft" Inhalt und Methode zugleich. "Wir nutzen das große Interesse junger Menschen an digitalen Medien und Geräten, wodurch sie in der Lage sind, sogar fortgeschrittene Anwender- und Programmierkenntnisse zu erwerben, die für das eigene berufliche Fortkommen, unabhängig vom späteren Berufsfeld, nützlich und zielführend sind", beschreibt Marie-Luise Roberg, Leiterin des Kommunalen JobCenters, wesentliche Ziele. Dafür stehen im Caritas Bildungsforum in der Bahnhofstraße 5-7 eigens mit entsprechender EDV-Technik ausgestattete Räumlichkeiten zur Verfügung.
Die Teilnehmer erleben sich als Teil einer Unternehmensgründer-Initiative, die vom IT-Unternehmer und Absolvent der HSHL, Erol Öztürk, als eine Art Werkanleiter geleitet wird. "Dadurch, dass sich die Teilnehmer im Umfeld eines IT-Start-Ups bewegen und in einem realistischen Umfeld erleben, wie neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden, erkennen sie die Chance dieses Angebots und ihre berufliche Perspektive", beschreibt Prof. Dr. Gregor Hohenberg, der das methodische Konzept entwickelt hat, die Rolle des Werkanleiters.
Die Motivation zum Lernen steige durch die Emotionalisierung des Lerninhaltes. Dies gelinge einerseits durch die proaktive Anwendung von Tablets und Smartphones - was in der Schule meistens untersagt sei. Andererseits durch die Veränderung des Lernorts, der bewusst außerhalb von Schule in einem gewerblich genutzten Gebäude stattfinde. Dass es in diesem Projekt im Grunde keine Abbrecher gibt - in Maßnahmen mit dieser Zielgruppe von Jugendlichen ein eher ungewöhnliches Phänomen - liege, neben der hohen Lernmotivation, auch an der sozialpädagogische Begleitung, die u. a. durch Thea Dieninghoff vom Caritas Bildungsforum gewährleistet wird. "Ich stabilisiere die Jugendlichen bei individuellen Problemlagen, die nahezu täglich auftauchen, und fördere ihre Entwicklung zu digitalen Persönlichkeiten", beschreibt Dieninghoff eine ihrer Aufgaben.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit sei die Entwicklung von qualifizierten Anschlussperspektiven für die Teilnehmenden, was in der Pilotphase im letzten Schuljahr für alle Teilnehmer gelungen sei. "Dabei haben wir festgestellt, dass es für Jugendliche mit dieser Qualifikation im Moment kaum Einsatzfelder in der Arbeitswelt gibt, in denen sie ihr Wissen anwenden können", resümiert Marx weitere Erfahrungen im Projekt. Er glaube, dass Digitalisierung nicht nur viele Arbeitsplätze vernichte, sondern zugleich auch neue schaffen werde, die explizit für Menschen mit geringer Bildung, aber guten Informatikkenntnissen, geeignet seien. Die Suche und Entwicklung solcher Einsatzfelder sei der nächste Schritt, um die digitale Transformation in Hamm mitzugestalten.