Rund 100 Bewohner*innen, Mitarbeitende der Caritas sowie Bürgerinnen und Bürger folgten am Samstagnachmittag der Einladung zur seitdem dort jährlich stattfindenden Gedenkfeier.
Wie wichtig das Erinnern gerade in der jetzigen Zeit ist, verdeutlichte Oberbürgermeister Marc Herter gleich zu Anfang seiner Rede: "Demokratie und Respekt gegenüber jedem Menschen, unabhängig von seiner Herkunft, Kultur oder Religion sind wesentliche Werte unserer Gesellschaft, für die wir vor einigen Wochen mit 6.000 Hammer Bürgerinnen und Bürger auf dem Marktplatz demonstriert haben und für die wir auch heute an dieser Gekenkstele einstehen."
"Wir möchten damit sowohl ein Zeichen gegen das Vergessen der damaligen Gräueltaten setzen als auch unserer Haltung zu aktuellen politischen Strömungen wie Ausgrenzung und Rassismus deutlich machen. Denn unser Kreuz hat keine Haken," richtete Caritas Vorstand Elmar Marx mahnenden Worte zur Begrüßung an die Anwesenden.
Diakon Martin Güttner, der die Kirchengemeinde als frühere Trägerin des Kinderheimes vertrat, erinnerte an engagierte Männer der Katholischen Arbeiterbewegung im Dritten Reich, die sich seinerzeit auch im Kinderheim Vorsterhausen trafen, und ihr mutiges Eintreten für ihr christliches Menschenbild mit Verhaftungen und Repressalien durch die Gestapo bezahlten.
Peter Richter, Landesvorsitzender der Sinti Allianz Deutschland e.V., machte deutlich, dass Sinti und Roma bis heute unter Vorurteilen leiden. "Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern ein Gewinn für jede Gesellschaft", hob Richter hervor und ermutigte die Teilnehmenden, bewusst aufeinander zuzugehen.
Zum 20-jährigen Jubiläum 2017 des Altenwohn- und Pflegeheims hatten sich die Mitarbeiter*innen aber auch die Bewohner*innen intensiver mit der Vergangenheit des Standortes beschäftigt und erfuhren damals erstmalig von den furchtbaren Ereignissen, die sich im Waisenhaus Vorsterhausen 1944 zugetragen hatten. Damals wurden die Sinti-Kinder Julitta Krause und Maria Sibonus von dort aus nach Auschwitz deportiert und umgebracht. In der festen Überzeugung, dass Erinnerungskultur vor Wiederholung bewahrt, wurde anschließend das Mahnmal im Josefswinkel aufgestellt.