"Barrierefreiheit kommt allen Menschen zugute", sagt Lütkenhaus beim fünften Treffen der Arbeitsgruppe, "nicht nur Menschen mit Behinderungen.
"Inklusion definiert die Aktion Mensch so: Sie bedeutet, "dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast." Anders gesagt: Auch Menschen mit anhaltenden oder zeitweisen Behinderungen sollen die volle Dröhnung Leben abbekommen - wie Menschen ohne Behinderungen auch.
Rainer Berges, Behindertenkoordinator der Stadt, findet das Projekt klasse: "Heessen ist der erste Stadtteil, in dem sich eine Arbeitsgemeinschaft für Inklusion gebildet hat." Er warnt allerdings vor zu großen Erwartungen: "Vollständige Barrierefreiheit werden wir nicht erreichen, aber wir können Heessen barriereärmer machen."
Um möglichst viele Heessener zu erreichen, wählt Lütkenhaus den Begriff "dialogischer Prozess". Wer Barrieren im Alltag spürt, kann an den Kriterien für ein Gütesiegel mitarbeiten. Und wer Barrieren entfernen könnte, kann die Kriterien realitätsnah mitgestalten. Ein Dialog.
Das Ziel ist: Ein Inklusionsgütesiegel soll jene Institutionen auszeichnen, die Barrieren abbauen. Und wenn das viele in Heessen machen, wird der Bezirk vorbildlich inklusiv.
Barrierefreiheit auch in den Köpfen
Dabei geht es nicht nur um die einzige und letzte Stufe vor einem Geschäft. Sondern es geht unter anderem darum, dass es nicht nur um Stufen geht. "Bei Barrierefreiheit denken wir zuerst an Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer", sagt Berges, "aber wir müssen auch Barrieren für Seh- und Hörbehinderte, Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer psychischen Behinderung aus dem Weg räumen.
"Das heißt: Auch Dienstleistungen, Freizeitangebote, Medien, Informationen, Veranstaltungen und Feste sollten so gestaltet sein, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind. Und: Barrierefreiheit nutzt nicht nur behinderten Menschen, sondern auch Senioren, Kindern, Eltern mit Kinderwagen und Menschen, die nur vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Von Formularen und Informationen in einfacher Sprache profitieren Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber eben auch beispielsweise Kinder oder Migranten mit einfachen Deutschkenntnissen.
"Am schlimmsten sind die unsichtbaren Behinderungen", sagt Behindertenkoordinator Berges, "das sind die, bei denen man früher sagte: Der hat einen an der Murmel." Sven Hoppe, Leiter der Heessener Einrichtung des Sozialwerks St. Georg, bestätigt das. Die sprachliche Verständigung sei zuweilen ein Problem seiner Klienten - und dass Menschen sich nicht trauten, ihre Hilfe anzubieten angesichts eines zuweilen merkwürdigen Verhaltens von Menschen mit psychischer Behinderung.
Und so sind die Beteiligten beim Kopf angekommen: Inklusion ist eine Kopfsache aller Menschen. Beate Lütkenhaus will auch hier etwas bewegen: "Ich will alle Menschen in Heessen für den Umgang mit Inklusion und Barrierefreiheit sensibilisieren.
"Dazu passt der Appell von Stefanie Schöttke von der Heessener Einrichtung des Wittekindshofs: "Der Workshop richtet sich nicht nur an Menschen mit Behinderungen", sagt sie, "sondern er wird erst dann richtig gut, wenn sich viele Menschen ohne Behinderungen angesprochen fühlen."
Workshop zum Thema Heessen wird inklusiv
Der nächste Schritt des Projekts "Heessen für alle", bei dem es um Barrierefreiheit geht, ist ein Workshop am Freitag, 22. Juni, von 17 bis 20 Uhr im Bürgersaal der Sachsenhalle. Ziel sind Entwicklung und Gewichtung möglicher Kriterien für das Gütesiegel.
Um möglichst viele Aspekte von Barrierefreiheit zu erfassen, ist es gewünscht und sinnvoll, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen wie Sehbehinderte Blinde, Schwerhörige, Gehörlose, Rollstuhlfahrer, Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer psychischen Behinderung beteiligen.
Damit ein realtätsnaher Kriterienkatalog entsteht, sind Geschäftsinhaber, Anbieter von Dienstleistungen, Vereine, Kirchen und Veranstalter gefragt, um Rückmeldung zu geben,was umsetzbar erscheint.
Das Programm:
- Auftritt Cheerleader des VkM
- Vorstellen der Idee
- Impulsreferat: Inklusion im Sport von Teakwondo-Kämpferin Cennet Öztop
Anschließend verteilen sich die Teilnehmer über fünf Thementische:
- öffentlicher Raum
- Geschäfte
- Kinder- und Jugendarbeit
- Freizeit und Vereine
- Senioren
Zum Abschluss gibt es eine Zusammenstellung der Ergebnisse im Plenum.