Sie suchten Ehrenamtler und brachten sie mit Menschen zusammen, die aufgrund einer Corona-Infektion oder einer Verdachts-Quarantäne nicht aus dem Haus durften.
Direkt zu Beginn der ersten Welle dachten die Quartiersentwicklerinnen der Caritasdarüber nach, was wohl gebraucht würde. Schnell war klar, dass auch Menschen, die das Haus nicht verlassen durften, etwa auf Einkäufe und Rezepteinlösungen angewiesen waren. "Durch die Taschengeldbörse war uns das Thema ja nicht fremd", sagt Neuhaus. Galt es bislang, junge und hilfsbereite Leute mit älteren, auf Unterstützung angewiesenen Personen zusammenzubringen, so musste in diesem Fall größer gedacht werden.
"Wir planten alles durch und nach zwei Wochen gingen unsere Aufrufe raus", so Neuhaus. Unter anderem im Westfälischen Anzeiger sowie durch Aufrufe innerhalb bestehender Netzwerke wurden Hilfswillige gesucht und Menschen mit Bedarf aufgerufen sich zu melden. "Das klappte ganz wunderbar", so Neuhaus, die ihren Arbeitsplatz am Bockelweg 13 hat. Ob Menschen, die sich plötzlich im Home-Office wiederfanden, oder Leute, die in Kurzarbeit fielen - eine Welle der Hilfsbereitschaft kam auf die Caritas-Mitarbeiterinnen zu.
Dabei gab es auch kuriose Momente: "Einmal meldete sich eine interessierte Dame und ich sagte, die Telefonverbindung sei ja fürchterlich", so Neuhaus. Des Rätsels Lösung bestand darin, dass die Frau eine Zugbegleiterin war, die sich gerade in Augsburg aufhielt. Sie schickte dann ganz selbstverständlich die Zeiten ihrer dienstlichen Verpflichtungen und konnte bald darauf als Ehrenamtliche für das Projekt Einkaufshilfen eingesetzt werden. Als besonders ist auch die Meldung eines syrischen Mannes im Gedächtnis geblieben: "Der sagte, er habe auch ein Auto, weshalb er gerne auch für Getränke-Einkäufe bereitstehe", sagt Neuhaus. Seine Motivation sei die Hilfe gewesen, die er selbst erfahren habe. Nun, so sagte er, wolle er etwas zurückgeben.
Die Abläufe der Begegnungen wurden vorher mit allen Beteiligten abgesprochen. "Natürlich musste alles streng kontaktlos abgewickelt werden", so Neuhaus. Vom Beginn der Krise bis heute seien durchschnittlich immer rund 15 Personen betreut worden und kein Helfer sei dabei erkrankt. Wenn jemand kein Geld im Haus hatte, aber dringend etwas benötigte, dann haben die Caritas-Mitarbeiterinnen das Geld ausgelegt und später zurückerhalten. "Ich fand es zuerst erstaunlich, dass nicht nur ältere Menschen die Hilfe in Anspruch nahmen, sondern auch jüngere Leute oder Familien", so Neuhaus. Aber so sei das eben in Zeiten der Single-Haushalte und der Quarantäne. Sie alle fänden es auf jeden Fall gut, dass diese Einschränkungen zum Wohle aller beherzigt worden seien.
Viele ältere Mitbürger hätten vor allem angerufen um sich zu informieren: "Wenn wir dann bestätigt haben, dass sie im Ernstfall bei uns Hilfe erfahren, waren sie beruhigt", so Neuhaus.
Nun, da die Fallzahlen wieder stark steigen, hoffen sie auf weitere Ehrenamtler, die mithelfen möchten, damit das Angebot aufrechterhalten werden kann. Daher sind alle Interessierten eingeladen, sich unter Telefon 944006 zu melden. Wenn gerade niemand im Büro ist, steht ein Anrufbeantworterbereit. (WA/Peter Körtling)