Wie man all das gut managen kann, lernen in dieser Woche elf Pflegeschüler im Caritas-Seniorenzentrum St. Bonifatius. Denn noch bis morgen übernehmen die angehenden Altenpfleger selbstständig einen kompletten Pflegebereich mit 28 Bewohnern.
Bild: Pflegeschüler übernehmen zurzeit für eine Woche eine Station im Altenheim St. Bonifatius. Dabei lernen sie in der Praxis, was es heißt,
eine Station zu organisieren und zu leiten. (WA Szkudlarek)
"Schüler übernehmen Verantwortung" heißt das Projekt, bei dem die Auszubildenden als Team all das machen müssen, was später auch im Beruf als Fachkraft von ihnen verlangt wird. "So haben die Schüler die Möglichkeit, das Gelernte umzusetzen und eigene Erfahrungen zu machen", sagte Pflegedienstleiterin Ulrike Büchner gestern aus Anlass einer "Halbzeit"-Bilanz des seit Montag laufenden Projektes. Es gehe darum, Dinge selbst zu machen, "statt zur Fachkraft zu gehen und zu sagen: ,Ich hab da was‘.
Am ersten Tag habe es noch etwas Überwindung gekostet, alles in Eigenregie durchzuführen oder Aufgaben an andere Mitarbeiter zu delegieren, schilderte die Auszubildende Enise Gül ihre Eindrücke. Weil die Unterstützung durch die anderen Pflegeschüler - die alle in unterschiedlichen Lehrjahren sind - aber von Anfang an sehr gut gewesen sei und auch die Kommunikation im Team stimmte, übernahmen die Auszubildenden dann aber gerne die Verantwortung. Denn: "Durch Erfahrung kommt man weiter", meinte Gül mit einem Lächeln.
Auch bei den Bewohnern des Seniorenzentrums St. Bonifatius, die ebenso wie deren Angehörige über das Projekt informiert wurden, kommt das Projekt gut an."Wir zeigen, dass wir für die Bewohner da sind. Das nehmen sie auch wahr", meinte die angehende Altenpflegerin Lisa Böhm. Das Schöne daran sei, dass es nicht nur das Selbstbewusstsein der Auszubildenden stärke, sondern es auch Bestätigung sei, dass sie fachlich gut aufgestellt seien.
Die Organisatoren und Unterstützer des Projektes sind bisher rundum zufrieden. "Es ist beeindruckend zu sehen,dass sie schon heute gehobenen Hauptes den Gang entlang gehen", stellte Praxisanleiterin Julia Klopries fest. Auch Pflegedienstleiterin Ulrike Büchner ist begeistert: "Auf diese Weise ist es kein Sprung ins kalte Wasser, wenn die Schüler später im Beruf auch Verantwortung übernehmen müssen." Als "vollen Erfolg" wertete Heimleiter Bernward Kesting das Projekt.
Das in dieser Form erstmals durchgeführte Projekt findet unterdessen auch Lehrer Patrick Buber vom Berufsförderungswerk - hier bekommen die Schüler den theoretischen Teil der Ausbildung vermittelt - gut. "Zu leiten und zu organisieren ist in der Theorie schwer vermittelbar und steht auch nicht im Lehrplan", erklärte er. Durch das Projekt könnten die Schüler aber eigene Erfahrungen machen. Durchaus vorstellbar ist übrigens, dass das Projekt auch woanders umgesetzt wird. In der Caritas Hamm würden die Ergebnisse bald vorgestellt werden, erklärte Heimleiter Kesting. Im Seniorenzentrum St. Bonifatius soll es eventuell schon in diesem Jahr wiederholt werden. (WA Rabea Wortmann)